ANSELM KIEFER

anselm kiefers fortwährende beschäftigung mit kultureller erinnerung, identität und geschichte verleiht seinen werken eine vielschichtige thematik, die sich aus einer vielzahl von historischen, mythologischen und literarischen quellen speist. dazu gehören bezüge zur griechischen und germanischen mythologie, zur alchemie und zum christlichen symbolismus sowie zu den schriften des berühmten mittelalterlichen lyrikers walther von der vogelweide, des in rumänien geborenen dichters paul celan, des französischen dichters und kritikers charles baudelaire, des russischen futuristen velimir khlebnikov und der österreichischen nachkriegsdichterin ingeborg bachmann, um nur einige zu nennen.

in den letzten vierzig jahren hat sich kiefers praxis durch die anhäufung, vermischung und überarbeitung von themen, motiven und konstellationen entwickelt, die in verschiedenen medien wiederkehren. die sprache des materials spielt eine wesentliche rolle in seinen werken, die oft eine sedimentäre, geologische textur aufweisen. aus blei, beton, schmutz, getrockneten pflanzen, glas, stacheldraht und der einbeziehung von gefundenen objekten wie büchern, sensen und modellschiffen ergeben sich hochsymbolische verbindungen. Blei ist von besonderer Bedeutung für den Künstler, der es als „das einzige Material, das schwer genug ist, um das Gewicht der Menschheitsgeschichte zu tragen“, bezeichnet hat. Viele der von ihm gewählten Materialien und Themen enthalten alchemistische Bezüge, wie die Umwandlung von unedlen Metallen in Gold, das zu einer Metapher für spirituelle Erleuchtung wird.